Die zunehmende Belastung auf der B 31 und durch sie

Fakten: 

  • Der Verkehr auf der B 31 im Freiburger Stadtgebiet besteht zum überwiegenden Teil aus Fahrten, die außerhalb des Stadtgebiets beginnen oder enden (regionaler Ziel- und Quellverkehr) oder das Stadtgebiet komplett durchfahren (Durchgangsverkehr)[1].
  • 2019 haben laut IHK bis zu 56.000 Kfz und 5.500 Lkw Freiburg auf der B 31 durchquert[2].
  • Aus einer Auswertung der Dauerzählstelle 8013/1100 ‚Freiburg Osttunnel‘ (siehe Grafik) ergibt sich für den Zeitraum 2009-2019 folgende Verkehrszunahme:  
    – Kfz/24h:  +7,04%, davon
    – PKW:  +1,7%
    – Lieferwagen < 3,5 t:  +43,26%
    – LKW ohne Anhänger:  +12,40%
    – LKW mit Anhänger:  +6,84%
    – Sattelzüge:  +60,74%
  • Ein vom Freiburger Gemeinderat bereits im Dezember 2018 gefordertes und vom Regierungspräsidium in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten liegt noch nicht vor (Stand: 7.Februar 2021).
  • Die Prognose des Regierungspräsidiums für den Zeitpunkt der geplanten Eröffnung des Stadttunnels (damals: 2025) geht von 47.000 bis 63.000 Fahrzeugen im Jahresdurchschnitt pro Tag aus, davon Schwerverkehr zwischen 5.700 und 6.500 Kfz und zwar an 24 Stunden pro Tag und 365 Tagen im Jahr (beide Richtungen)[3] .
  • Die Verkehrsverflechtungsprognose des Bundesverkehrsministeriums für den Zeitraum 2010 bis 2030 (vom 11. Juni 2014) zählt Freiburg mit einer Zunahme von über 30% zu den acht am stärksten wachsendenVerkehrsregionen des Straßengüterverkehrs (SGV) in Deutschland[4].
  • Die Prognose geht davon aus, dass im Transitverkehr durch Deutschland bis 2030[5] die Relation zwischen Ost-/Südosteuropa und Westeuropa mit fast 76 Mio Tonnen nicht nur den höchsten Anteil am gesamten Straßengüter-Transitverkehr haben wird (40%), sondern mit 2,5% auch die höchste jährliche Steigerungsrate. Eine deutliche weitere jährliche Steigerung des schweren Güterverkehrs auf der B31 als wichtige Ost-West-Achse ist demnach zu erwarten.
  • Von 15 für die Verkehrsentwicklung repräsentativen, ausgewählten Messstellen in Baden-Württemberg an Autobahnen und Bundesstraßen zeichnen sich die Messstellen an der B31 in Freiburg, sowohl der LUBW (2018) und die der Straßenverkehrszentrale (2019), durch die höchsten Steigerungsraten des Schwerverkehrs für den Zeitraum von 2010 bis 2018/2019 aus. 
    2010 bis 2019 (Straßenverkehrszentrale): A8 (Vaihingen) +8,9%; A6 (Neckarsulm): + 11,8%; 
    A5 (Karlsruhe): 16.5%; B31 (FR-Osttunnel): 22,6%. 
    2010 bis 2018 (LUBW): Stuttgart-Neckartor: -11,8%; FR-Schwarzwaldstrasse: +33,1%[6]
  • Ein wesentlicher Anteil des Schwerverkehrs ist Transitverkehr (bzw. Durchgangsverkehr), also Transporte, die weder ihren Ausgangs- noch ihren Zielpunkt in der Region zwischen Donaueschingen und der A5 bei Freiburg haben. Das Regierungspräsidium Freiburg geht für das Jahr 2018 für den Schwerverkehr (>7,5t) an der Messstelle der LUBW von einem Anteil des Durchgangsverkehrs von fast 54% aus (2.000 von 3.274 LKW sind Durchgangsverkehr[7]).
  • Wohl durch die zunehmenden Staus auf der B31 ausgelöst, beobachten Anwohner*innen eine zunehmende Belastung von Stadtstraßen, die parallel zur B31 verlaufen, z.B. LKW-Verkehr in der Talstrasse.

Probleme:

  • Über die tatsächliche Zusammensetzung des Ost-West und West-Ost-Verkehrs, der durch Freiburg fließt, ist zu wenig bekannt. Unklar sind z.B. der Anteil von Pendlern, der Anteil „Eigenverkehr in/aus Freiburg“, der Anteil des Durchgangsverkehrs von LKWs, sowie ihre Herkunft und Destination.
  • Wir wissen nicht, welche Fragen davon in dem von der Stadt Freiburg vergebenen Verkehrs-gutachten überhaupt untersucht werden.
  • Vorliegende Daten berichten: während der PKW-Verkehr über die Jahre auf hohem Niveau relativ stabil bleibt, nimmt der LKW-Verkehr deutlich zu, und zwar besonders die großen und schweren Sattelzüge.
  • Man kann die Planwerke des Bundes so verstehen, dass diese Zunahme nicht nur prognostiziert, sondern durchaus gewollt wird (siehe Punkt 2: Ausbau zur mindestens dreispurigen Schnellstraße über den Schwarzwald), und weiter steigen wird.
  • Freiburg akzeptiert diese Steigerungen nicht nur, sondern begünstigt sie mit einer Bundesautobahn durch die Innenstadt auch noch.
  • Mautkosten sind abhängig von Abgasnorm, zulässigem Gesamtgewicht und Achszahlen. Diese Mautkosten sind für die Strecke der B31 ab Donaueschingen (Kreuzung B27/B31) bis A5 Freiburg-Mitte von 65 km gering und haben kaum einen verkehrslenkenden Effekt.
  • Land und Kommunen haben bisher rechtlich wenig Einfluß auf den überregionalen Güterverkehr. Gleichzeitig findet weder eine wirksame Verlagerung von der Straße auf die Schiene statt, noch werden güterverkehrsmindernde Konzepte in der Öffentlichkeit breit diskutiert.

Standpunkte:

  • Die Belastung entlang der B31 ist für die Anwohnenden, Straßenquerenden, Rettungsfahrzeuge usw. heute schon so unerträglich, dass es ausgeschlossen ist, diesen Zustand weiter hinzunehmen.
  • Die B 31 muss für Schwerverkehr unattraktiv werden und darf keinen weiteren LKW-Verkehr anziehen. 
  • Auch der PKW-Verkehr muss abnehmen statt weiter zuzunehmen.
  • Es darf also keine Entscheidungen, Maßnahmen oder Unterlassungen geben, die weiteren Verkehr auf die B31 ziehen.
  • Die Belastung entlang der B31 ist für die Anwohnenden, Straßenquerenden, Rettungsfahrzeuge usw. heute schon so unerträglich, dass es ausgeschlossen ist, diesen Zustand weiter hinzunehmen.
  • Die B 31 muss für Schwerverkehr unattraktiv werden und darf keinen weiteren LKW-Verkehr anziehen. 

Zu den schnellen Änderungen müssen gehören: 

  • schnelle und deutliche Verbesserungen der Situation für Anwohner*innen und Bürger*innen,
  • ein Durchfahrtsverbot für den Transitverkehr über 12 Tonnen zwischen A 5 und Donaueschingen (ausgenommen davon wäre der Regionalverkehr im Umkreis von 75 km),
  • eine bauliche Verkehrsberuhigung und eine Verkehrsleitung mit Pförtnerampel, umgebauten Übergängen usw.,
  • ein Gutachten oder ein Ideenwettbewerb dazu, welche weiteren Maßnahmen zu einer Verkehrsreduzierung auf der B 31 führen können und wie diese umgestaltet werden soll,
  • eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h auf der B 31 zwischen Freiburg und Donaueschingen, 
  • eine Beteiligung des Straßengüterverkehrs an den Reparaturkosten des Straßenbelags, den dieser außergewöhnlich stark belastet. 

Unsere Fragen an Politik und Planung

  • Wann wird das Verkehrsgutachten mit Prognose 2040 für Freiburg veröffentlicht, das auch die veränderten Rahmenbedingungen (z.B. Klimaziele) berücksichtigt?
  • Was wird durch LKWs auf der B31 von wo nach wo transportiert?
  • Welchen Anteil hat der innerstädtische und damit durch städtische Maßnahmen beeinflussbare Verkehr auf der B31?

[1] Bürgermeister Prof. Dr. Martin Haag in seinem Antwortschreiben an die Ortsgruppe Freiburg von Extinction Rebellion, vom 17.2.2021
[2] IHK WIRTSCHAFT im Südwesten, Ausgabe 09/2020 und 6. Sitzung der Begleitgruppe am 10. Dezember 2020, S. 5. 
https://www.wirtschaft-im-suedwesten.de/2020/08/14/der-stadttunnel-rueckt-naeher/
[3] 6. Sitzung der Begleitgruppe am 10. Dezember 2020, Seite 5
[4]  http://daten.clearingstelle-verkehr.de/276/1/verkehrsverflechtungsprognose-2030-schlussbericht-los-3.pdf, Seite 307
[5] http://daten.clearingstelle-verkehr.de/276/1/verkehrsverflechtungsprognose-2030-schlussbericht-los-3.pdf, Seite 281
[6] forum dreisamufer: Neuere Ergebnisse der Verkehrsstatistik, 25. Januar 2021, S. 6; www.dreisamufer.de/aktuell
[7] RP Freiburg / Luftreinhalteplan Freiburg / Wirkungsbetrachtungen / Maßnahmenblock 3.1 / Seite 42 https://rp.baden-wuerttemberg.de/Seiten/Results.aspx?k=ma%C3%9Fnahmenblock%203.1