– Gabi Dierdorf, Peter Janssen, Elisabeth Specks, Freiburg Juli 2021 –
Andere Städte werden autofrei – wir brauchen Platz für die Radfahrenden und eine gerechte Stadtentwicklungsplanung!
Der Raum entlang der Dreisam ist durch ein zeitgemäßes Verkehrskonzept in die Stadt zurückzuholen
Das aktuelle Verkehrsaufkommen verträgt sich schon lange nicht mehr mit der geografischen Lage Freiburgs. Freiburg erstickt am PKW- und Schwerlastverkehr. Durch die geografische Lage entstehen Engpässe und regelmäßig Staus mitten in der Stadt, die ohne eine deutliche Reduzierung des Verkehrsaufkommens nicht behoben werden können.
Der Flächen-Engpass zwischen Schlossberg an der Nordseite der Dreisam und dem Sternwald als südlicher Begrenzung muss zwischen Wohnen und allen Arten des Verkehrs gerechter aufgeteilt werden. Rechts und links der Dreisam befinden sich nahezu durchgängig Wohngebiete, der neue Stadtteil Dietenbach kommt hinzu – fast überall sind bereits jetzt die Emissionen des Auto- und Schwerlastverkehrs unerträglich. Gerade die weniger privilegierten Wohnlagen werden besonders belastet. In der Planung für den Stadtteil Dietenbach sind Mehrgeschossbauten mit vorwiegend gefördertem Mietwohnungsbau als ein Puffer gegen Straßenlärm und Luftverschmutzung vorgesehen.
Die B31 ist eine Barriere mitten in der Stadt
Die zu Fußlaufenden werden minutenlang an den innenstädtischen Überquerungen der B31 in der emissionsgefüllten Luft stehen gelassen, bis ihnen endlich durch eine der zu überwindenden Ampeln der Übergang gewährt wird. Mehrmals täglich stehen die Bürgerinnen und Kinder vor einem riesigen LKW oder dürfen über eine große Anhängerdeichsel auf die grüne Ampel blicken, um dann erneut eine nächste Grünphase für sich einzufordern. In anderen Stadtteilen ist die B31 nur über Brücken überwindbar. Die Uferbereiche der Dreisam bleiben den Bürgerinnen größtenteils verschlossen.
Der FR 1 entspricht nicht den Vorschriften
Die Radfahrenden in Ost-West Richtung wiegen sich in vermeintlicher Sicherheit auf einer Fahrradvorrangroute (FR1), die an vielen Stellen wegen der gedrängten Situation so eng ist, dass der Radweg katastrophal gefährlich wird.
(Ganterbrauerei – Leo-Wohleb-Brücke – Ochsenbrücke – Uferstraße)
Die Fahrradvorrangroute FR1 ist seit 2020 als solche ausgewiesen. Auf der Homepage der Stadt Freiburg heißt es: „Der FR1 Dreisamuferradweg ist 10 km lang, kreuzt keine einzige Ampel und führt mit nur ein Mal „Vorfahrt achten“ durch die ganze Stadt – und selbst das wird noch optimiert. Er verläuft – durch entsprechende Piktogramme auf dem Boden markiert – landschaftlich reizvoll entlang der Dreisam und ist die schnellste Verbindung von Ost nach West.“ An anderer Stelle steht: „bis zu 15.000 Radfahrende nutzen die Strecke an schönen Tagen.“
Schon 1998 lag der Radverkehrsanteil bei 28% mit täglich mehr als 10.000 Radfahrenden allein im Bereich der Innenstadt. Doch bei Hochwasser werden genau in diesen Bereichen Teilabschnitte gesperrt, die Ausweichrouten sind wegen des Nadelöhrs im Dreisamtal unattraktiv und schwierig zu finden.
(Leo-Wohleb-Brücke – Bahnhofsnähe – Ochsenbrücke, Bischoffslinde)
Die parallellaufenden Radwege und Zubringerradwege zum FR1, Schwarzwald- und Talstraße, Schlossberg- und Greiffeneggring, sind an vielen Stellen wegen der Fahrbreiten für den motorisierten Verkehr so eng, dass auch diese Radwege vor allem für die beträchtliche Anzahl der radfahrenden Schüler- und Studentinnen, bedrohlich werden.
Im Regelwerk für Radverkehrsanlagen (ERA 2010) ist gefordert, dass dem Radverkehr in Bezug auf Linienführung, Oberfläche und Freihaltung des Lichtraumes unter Berücksichtigung der Geschwindigkeitsanforderungen mindestens die gleiche Qualität angeboten wird, wie sie sich für die Fahrbahngestaltung etabliert hat. Der ADAC hat im letzten Jahr Radwege in verschiedenen Städten getestet: Die Breite der Einrichtungsradwege sollte mindestens 1,60 m, in der Regel jedoch 2,0 m betragen. Das bedeutet 3,20 m bei Gegenverkehr. Demnach müsste die Radvorrangroute FR1 an der Dreisam sofort gesperrt werden. Der FR1 ist zu schmal und somit viel zu gefährlich!
Rückbau des Zubringers Freiburg-Mitte
Es muss also ernsthaft darüber nachgedacht werden, den Zubringer Mitte zurückzubauen, auf der Nordseite den Autoverkehr unterzubringen und auf der Südseite den ersten Freiburger Radschnellweg, eben nicht nur eine Fahrradvorrangroute, sowie auf der zweiten Fahrbahn eine ÖPNV-Linie in die Tuniberg-Gemeinden. Die Wahrnehmung der Dreisam als Naherholungsgebiet auf der ihrer gesamten Länge ist durch ein zeitgemäßes Verkehrskonzept zu sichern. Der öffentliche Raum bis zur Dreisam soll für alle nutzbar werden.
von Gabi Dierdorf, Peter Janssen, Elisabeth Specks