Leserbrief: Zum Artikel „Schnee stoppt Verkehr“ BZ vom 2. Februar, Seite 5 Land und Region & „Unfälle und liegen gebliebene Lastwagen“ BZ vom 2. Februar, S. 17 Region Freiburg
Es bedurfte, wie jahreszeitlich nicht ganz unüblich, lediglich mal wieder eines heftigen Schneefalls über ein paar Stunden hinweg, schon ging auf der B31 im Höllental vom Hirschsprung bis hinauf nach Titisee-Neustadt mal wieder so gut wie gar nichts. Zumindest für den Lkw-Verkehr. Links und rechts der Fahrbahn waren havarierte Sattelschlepper und frierende Fahrer zu bestaunen, auf rasche Hilfe von Abschleppunternehmen hoffend. Unten im Tal, so beispielsweise in Freiburg, mussten alle Lastkraftwagen, die für mehr als 7,5 Tonnen zugelassen waren, auf Anordnung der Behörden kehrt machen. Die Schwabentorbrücke geriet frühmorgens zur unfreiwilligen Drehscheibe, Straßenbahnen und der übliche Verkehr gerieten darob ins Stocken.
Business as usual mal wieder. Weil: Die Straße hinauf auf den Schwarzwald taugt für den Schwerverkehr eben nur bedingt. Ein paar Schneeflocken nur, niedere Temperaturen dazu, und die Fahrt auf der B31 gerät nicht selten für den Schwerverkehr zur Rutschpartie und somit zu einer Gefahr für die „normalen“ Verkehrsteilnehmer. Das alles hindert die zuständigen Behörden und viele geradezu begeisterte Politiker aller Couleur aber nicht daran, den Verstand einzuschalten und den (leider schon) weit gediehenen Ausbauplänen dieser Ost-West-Achse endlich Einhalt zu gebieten. Mehr noch: In Freiburg soll ein weiterer Stadttunnel in der Zukunft auch noch autobahngerechtes Fahren mit Vollanschluss mitten in der Stadt (!) ermöglichen und somit noch mehr Laster-Ungetüme anlocken. Dazu wird der unter den nicht enden wollenden Verkehrsströmen leidenden Bevölkerung in Falkensteig unablässig suggeriert, man dürfe im engen Tal bald frohlocken, weil auch dort ein gigantisches Tunnelsystem den Verkehr in absehbarer Zeit regulieren werde. Und damit nicht genug: Weiter oben sollen irgendwann auch die Serpentinen in Ruhestand geschickt werden, der Verkehr stattdessen in einer gewaltigen Röhre vom Hofgut Sternen bis etwa zum Gasthof „Lafette“ bei Hinterzarten verschwinden. Alles in allem ein milliardenschwerer Kraftakt.
Wie das alles mit den klimapolitischen Zielen vereinbar sein soll, denen sich angeblich auch Deutschland verpflichtet sieht, wird von der Politik schamhaft verschwiegen. Einstige Versprechungen sind da wichtiger, Wähler müssen schließlich bei der Stange gehalten werden. Ein verwerfliches Benehmen! Anstatt umzudenken und eine generelle Änderung des Verkehrsverhaltens anzustreben, die B31 vielleicht vom Schwerlastverkehr weitgehend zu befreien und der Bahn wieder mehr Prioritäten einzuräumen, baut man lieber neue Fahrspuren und Rasthöfe, lockt damit noch mehr Verkehr an und schickt den einen oder anderen Lkw im Winter mutwillig in die Schneewehen abseits der Straße. Ob das geeignete Investitionen in die Zukunft sind, darf getrost bezweifelt werden.
Prof. Dr. Marita Schocker, Kirchzarten