Zum Bericht in der BZ „Die Wirtschaft wirbt für den Stadttunnel (Badische Zeitung vom 03.05.2022, Uwe Mauch)
Was für ein fulminanter Fehlstart des Mobilitätsbündnisses des ADAC und der Freiburger Wirtschaft! Ob man für oder gegen den Stadttunnel ist, eines stimmt nicht: dass der Stadttunnel die Mobilität der heimischen Wirtschaft verbessern wird. Mit Anschlüssen bei der Brauerei Ganter und dem Faulerbad werden die Wege für alle, die in der Innenstadt zu tun haben, nicht kürzer. Der Stadttunnel hebt einen Widerstand im Fernstraßennetz auf, und das heißt, es wird mehr überregionaler Güterverkehr auf die B31 (und spätere BAB) mitten durch Freiburg gezogen. Mehr Sattelschlepper auf dem Weg quer durch Europa werden den regionalen und örtlichen Wirtschaftsverkehr behindern. Über welche Straßen der Wiehre und der Innenstadt wird der Verkehr in die Tunnelmündungen geleitet und aus ihnen wieder abfließen? Wo werden also neue Verkehrsbelastungen und Staus entstehen? Pläne hierüber liegen noch gar nicht vor. Über welche Straßen soll der Verkehr laufen, wenn der Tunnel unfallhalber oder wegen Wartung gesperrt ist? Die erhoffte Umwidmung bisherigen Verkehrsraums für Fußgänger und Radler mag sich als hohles Versprechen erweisen. Noch immer liegt das vor langem in Auftrag gegebene Gutachten des Aachener Büros BSV über die zu erwartende Verkehrsbelastung des Straßennetzes nach Inbetriebnahme des Tunnels nicht vor. Nicht einmal die Aufgabenstellung an die Gutachter ist offengelegt. Die Planer wissen bisher nicht einmal, wie viele Fahrzeuge welcher Art (Pkw, Lieferwagen, LKW, Sattelschlepper…) mit welchen Gütern auf der B31 von welcher Quelle zu welchem Ziel fahren. Auf welcher Grundlage hat das Wirtschaftsbündnis also seine Aussagen getroffen? Meine Vermutung: Es sind ideologische Positionen, die nicht auf Daten und konkrete Planungen gestützt sind. Schade, dass die Kammern dabei sind. Flächendeckend Tempo 30: Schon heute besteht großflächig Tempo 30. Nur weil 50 km/h die Höchstgeschwindigkeit innerorts ist, mussten zahllose Verkehrsschilder aufgestellt werden. Dreht man es um, macht Tempo 30 zur Regelgeschwindigkeit und beschildert die 50er-Straßen als Ausnahme, kann der Schilderwald gelichtet werden. Wieso ist die Wirtschaft reflexartig dagegen? Abschließend: Ja, zum Leben notwendige nachhaltige, klimaschonende, stadtverträgliche Mobilität muss bezahlbar bleiben. Warum aber sollte die öffentliche Hand dafür sorgen, dass klimaschädliche Mobilität bezahlbar bleibt? Marktwirtschaftler ziehen ökonomische Instrumente den Ge- und Verboten vor, das heißt: Regelung über den Preis. Also darf, ja soll sich Klimaschädliches verteuern.
(In der Badischen Zeitung vom 09.05.2022 von Konrad Otto-Zimmermann, Freiburg)