Menschengemachter Klimawandel

Ob Klimaforscher, wie Stefan Rahmstorf (blog), Kapitalismuskritikerin Naomi Klein (Entscheidung), Wachstumskritiker Niko Paech (Befreiung vom Überfluss) oder Soziologe Stephan Lessenich (Neben uns die Sintflut), alle zeigen sie auf, warum und wie wir unseren Lebenswandel ändern sollten. Um enkeltauglicher zu werden muss unser Leben regionaler, lokaler, synergetischer, gemeinschaftlicher werden: Autos kann man teilen, Nahrung zu Fuß im Quartiersladen nebenan statt im Discounter mit dem Auto einkaufen.

Um die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 nicht um mehr als 2°C ansteigen zu lassen, darf die durchschnittliche Kohlendioxidkonzentration im 21. Jahrhundert nicht über 450 ppm ansteigen. Das entspricht einer Gesamtmenge von etwa noch 750 Mrd. Tonnen Kohlendioxid (CO2-Äquivalente). Die jährlichen CO2-Emissionen liegen erdweit bei derzeit etwas mehr als 32 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2-Äquivalente). Die Menge von 750 Mrd. Tonnen Kohlendioxid (CO2-Äquivalente) wären also bei gleichbleibendem Ausstoß bereits in etwa 23 Jahren erreicht. Deutschland emittiert derzeit etwa 0,9 Mrd. Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.

Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre 2015 erstmals über 400 ppm

2015 ist die durchschnittliche Konzentration an Kohlendioxid (CO2) erstmals auf über 400 ppm (parts per million) gestiegen (vgl. nachfolgende Grafik, die auch als Fieberkurve des Klimas benannt wird).

Fieberkurve Quelle: http://ds.data.jma.go.jp/gmd/wdcgg/wdcgg.html

Im Jahr 2015 lage die Wachstumsrate des Anstiegs beim CO2 erstmals bei knapp über 3 ppm. In den vergangenen 10 Jahren war der durchschnittliche Anstieg der Wachstumsrate bei 2,1 ppm pro Jahr. Wenn der Anstieg weiter so steigt wie zwischen 2006 und 2015 dann sind die 450 ppm in 23, 5 Jahren erreicht.

Quelle: http://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/global.html#global_data

Allein 2015 hat die Kohlendioxid (CO2)-Konzentration in der Atmosphäre um 3 parts per million (ppm) zugenommen. Ab einer CO2-Konzentration von 450 ppm werden in vielen Regionen plötzliche und drastische Klimaänderungen (Kipppunkte oder Kippelemente) mit unabsehbaren Folgen für die Entwicklung der Menschheit erwartet. Zu den erwarteten Folgen gehören z.B. das Schmelzen des arktischen, grönländischen und westantarktischen Eises, die Methanfreisetzung durch tauende Permafrostgebiete und Kontinentalschelfe, das Abtauen des tibetischen Hochlands, die Unterdrückung der atlantischen und antarktischen Tiefenwasserbildung, Störungen des indischen und westafrikanischen Monsuns, das Austrocknen des amazonischen Regenwalds.

Menschgemachter Klimawandel lässt die nächste Eiszeit ausfallen

Im Januar 2016 erschien ein Artikel in der Zeitschrift Nature, in dem Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung die letzten acht Eiszyklen der Erdgeschichte auf zwei Schlüsselfaktoren zurückführen.

Schlüsselfaktor 1: Die Intensität der Sonneneinstrahlung.
Sie schwankt im Bereich von ca. 5-10 % und hängt u.a. von der veränderlichen Neigung der Erdachse zur Umlaufbahn und der Umlaufbahn der Erde um die Sonne ab. Diese Änderungen lassen sich vergleichsweise genau berechnen und sind auch als Milanković-Zyklen bekannt.

Schlüsselfaktor 2: Die Konzentration an Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre.
Da Kohlendioxid in der Atmosphäre extrem langlebig ist, haben vergangene wie künftige Emissionen großen Einfluss auf den Zuwachs und das Abschmelzen der Eisdecken.

Schon geringe zusätzliche Kohlenstoff-Emissionen, so die Wissenschaftler, werden die Entwicklung der Eisbedeckung auf der Nordhalbkugel wohl auf zehntausende Jahre beeinflussen. Ohne menschengemachten Klimawandel wäre mit dem Beginn einer neuen Eiszeit erst in etwa 50.000 Jahren zu rechnen. Die Ergebnisse machen einmal mehr deutlich, wie stark die Menschheit mit ihren Emissionen die zukünftige Entwicklung des Planeten inzwischen bestimmt.

Quelle: Ganopolski, A., Winkelmann, R., Schellnhuber, H.J. (2016): Critical insolation-CO2 relation for diagnosing past and future glacial inception. Nature [DOI:10.1038/nature16494]
https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/menschgemachter-klimawandel-unterdrueckt-die-naechste-eiszeit

Weiterführende Links:

Zur Langlebigkeit des Kohlendioxid in der Atmosphäre:
http://www.nature.com/climate/2008/0812/full/climate.2008.122.html

Zum Einfluss der Sonne auf das Klima:
http://solar-center.stanford.edu/sun-on-earth/2009RG000282.pdf

Zum Einfluss der Sonnenaktivität bzw. zum Anteil des solaren „Strahlungsantrieb“
http://www.cgd.ucar.edu/cas/adai/papers/Meehl_etal_JC03.pdf

Zu den aus Stationsmessungen abgeleiteten global steigenden Temperaturen u.a.:
NASA GISS: http://data.giss.nasa.gov/gistemp/
NOAA: https://www.ncdc.noaa.gov/sotc/global/201513
Hadley-CRU: http://hadobs.metoffice.com/hadcrut4/
BEST: http://berkeleyearth.org/
Die globalen Temperaturkurven der 4 Institutionen beruhen zum Teil auf unterschiedlichen Sätzen von Stationsdaten sowie auf verschiedenen mathematischen Analysemethoden und zeigen dennoch eine gute Übereinstimmung.